Róza El-Hassan / Martha Rosler. Future's Dialect
Samstag, 28. Mai 2016 – Freitag, 3. Juni 2016
Kuratiert von Isabel Halene
Unterstützt von Erna Hecey, Luxemburg/Brüssel
Widerstand gegen Krieg, Gewalt und Unterdrückung.
Zwei Künstlerinnen, zwei Generationen, zwei Kulturkreise, ein Thema.
Róza El-Hassan (Budapest) und Martha Rosler (Brooklyn) sind zwei Konzeptkünstlerinnen, die sich weigern, ein Leben von Menschen unter menschenunwürdigen Bedingungen zu akzeptieren. Im Kunst Raum Riehen stellen sie erstmals gemeinsam ihre Arbeit aus.
Der Titel der Ausstellung Future’s Dialect ist einem Text und Ausstellungskonzept El-Hassans aus dem Jahr 2014 entlehnt. In dieser ergreifenden Vision verknüpft El-Hassan archaische syrische Erdkuppelbauten mit utopischen Inhalten, – z.B. mit dem Flüchten in den Weltraum und dem Errichten von Siedlungen aus Mondkuppelbauten, wie sie der iranisch-amerikanische Architekt Nader Khalili in den Achtzigerjahren der NASA vorschlug. Future’s Dialect wurde als antizipativer, hoffnungsvoller jedoch auch kritischer Titel für diese erste gemeinsame Ausstellung gewählt, in der die Künstlerinnen Arbeiten kombinieren, die verschiedene Momente sozialer Krisen, militärischer Konflikte, humanitärer Tragödien, aber auch Antworten künstlerischer Solidarität darstellen.
Martha Rosler gehört seit Jahrzehnten zu den herausragenden Persönlichkeiten der Gegenwartskunst, mit Arbeiten vornehmlich zum Verhältnis von gesellschaftlichem Leben und Öffentlichkeit. Dabei erkundet sie aktivistische Positionen in Feminismus, Antikriegs- und Menschenrechtsbewegungen. Roslers Sicht ist mit ihren Fotomontagen und dem Archiv ihres bahnbrechendem Projektes If you lived here… zu Wohnen und Obdachlosigkeit vertreten, das zum ersten Male 1989 in der Dia Art Foundation in New York ausgestellt wurde. 2004 und dann wieder 2008 greift Rosler infolge der US-amerikanischen Invasion des Irak und Afghanistans eine ihrer berühmtesten Fotomontageserien wieder auf: House Beautiful: Bringing the War Home. Sie führt die Betrachter in anspruchsvolle Wohnräume und verschmilzt die hochgradig gestylten Interieurs mit Elementen der Kriegsrealität und ihrer Repräsentation in den Massenmedien.
Róza El-Hassan hat in den letzten Jahren hat eine umfassende Untersuchung archaischer Methoden und Formen syrischer Architektur durchgeführt. Sie schlägt ein neues Kapitel in ihrem engagierten Menschenrechtsaktivismus und ihrer Sozialkritik auf, indem sie in ihrer künstlerischen Vision die jahrtausendealte Tradition ökologisch begründeter, authentischer arabischer Volksarchitektur mit Vorschlägen für eine realisierbare und nachhaltige Lösung verbindet, um die durch den Syrienkrieg verursachte humanitäre Krise zu lindern, und um die dem Erdboden gleichgemachten Grossstädte wiederaufzubauen.
Die Zeichnungen, Skizzen, Skulpturen, Architekturmodelle und Installationen mit den Werktiteln Breeze und Architecture of Compassion verdeutlichen El-Hassans grossen Experimentierwillen bei der Suche nach radikalen Lösungen für den erhofften Wiederaufbau in Syrien. Sie vollzieht dabei eine Neubewertung traditioneller Materialien und Technologien im Licht ökologischer Herangehensweisen und im Bewusstsein für Nachhaltigkeit.
So verschieden die Arbeiten dieser beiden Künstlerinnen sein mögen, in ihrem Kern berühren sie eine Frage: Was kann die/der Einzelne angesichts von Krieg und Verwüstung leisten? In der Ausstellung stösst Kritik auf Klage. Konfrontation auf Hoffnung.
Text: Barnabás Bencsik, Isabel Halene
Ausstellungsansichten, Róza El-Hassan / Martha Rosler. Future's Dialect, Kunst Raum Riehen, 2016. Photos: Viktor Kolibàl
Alle Kunstwerke © die Künstlerinnen